Verein

Mitgliederberichte | Über den Zaun geschaut: Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges


Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Dr. Hagen Reichert

Schon seit meiner Studienzeit, als ich 1989 zum ersten Mal Israel besuchte, bin ich vom Nahen und Mittleren Osten fasziniert und habe die Region vielfach bereist. Als wir (DFFV-Gründungsmitglied „007“ Michaela und ich) im April unsere Tochter, Junior-Mitglied Sophia, in Nord-Israel besuchten, wo sie einen einjährigen Internationalen Jugend-Freiwilligen-Dienst absolviert, nahmen wir dies zum Anlass, einen der sicher am seltensten besuchten Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges aufzusuchen, den Deutschen Soldatenfriedhof Nazareth.

Hier sind 261 deutsche Soldaten bestattet, die im Ersten Weltkrieg an der Seite des Osmanischen Reiches an der Palästinafront und in Transjordanien kämpften. Ein Vorstoß deutscher und türkischer Truppen Richtung Suez-Kanal war 1915 von britischen Einheiten gestoppt worden und ging in langwierige Rückzugskämpfe über. Bei Gaza, das uns heute durch die heftigen Konflikte zwischen Palästinensern und Israelis ständig in den Nachrichten begegnet, fanden schon 1917 schwerste Kämpfe zwischen Commonwealth-Truppen und deutsch-türkischen Einheiten statt (Erste Schlacht um Gaza März 1917, Zweite Schlacht um Gaza April 1917, Dritte Schlacht um Gaza Oktober/November 1917). Eine weitere bedeutende Schlacht hatte zuvor bereits bei Magdhaba (23. Dezember 1916) stattgefunden. Bekannte Oberbefehlshaber des Deutschen Asien-Korps an der Palästinafront waren General Kreß von Kressenstein, General Erich von Falkenhayn und General Liman von Sanders.

Viele der in Nazareth bestatteten Soldaten entstammen übrigens der Königlich Bayrischen Fliegertruppe, die die Hauptlast der Aufklärung und der Luftkämpfe in dieser Region zu leisten hatte.

Die Lokalisierung dieses Friedhofes in Nazareth hat zwei Gründe: Erstens existierte hier bereits vor dem Ersten Weltkrieg ein Hospital, das von österreichischen Barmherzigen Brüdern betreut wurde und das selbstverständlich während des Krieges als Feldlazarett diente, zweitens befand sich nach der Aufgabe Jerusalems im Dezember 1917 das Hauptquartier des deutschen Kontingents dort, bis die Stadt am 20. September 1918 von den Briten eingenommen wurde. Das Lazarett der Barmherzigen Brüder trug die offizielle Bezeichnung „Kaiserlich deutsches Feldlazarett 213“.

 

Der Friedhof in seiner jetzigen Form wurde 1934/35 nach Plänen des Chefarchitekten des Volksbundes, Robert Tischler, errichtet und am 30. Juni 1935 eingeweiht. Weithin sichtbares Symbol des Friedhofes ist der Glockenturm, an dessen Wänden Holzkreuze aus Propellern abgestürzter Flugzeuge angebracht sind. Der ursprüngliche Lazarettfriedhof bildet heute den vorderen (unteren) Teil des Friedhofsgeländes und wurde von den Barmherzigen Brüdern weiter als Klosterfriedhof gegründet. Im neu errichteten hinteren (oberen) Anteil ruhen deutsche Gefallene aus verschiedenen Gegenden von Palästina und Transjordanien.

Nun zurück zu unserem Besuch. Zunächst einmal hieß es, den Friedhof zu finden. Hier mussten wir uns erst mal beim Namen des Krankenhauses Klarheit verschaffen: Das ehemalige Hospital der österreichischen Barmherzigen Brüder trägt heute den Namen „Holy Family Hospital“, ist in ganz Nazareth aber als „Italian Hospital“ bekannt. Dies liegt daran, daß ab 1959 die italienischen Brüder der Mailänder Provinz Krankenhaus und Friedhof übernahmen.

Nachdem wir das Krankenhaus im Osten von Nazareth gefunden hatten, war von der Vorderseite (Besucherzugang) her kein Friedhof in der Umgebung zu erkennen. Also sind wir erst mal um das ganze Gelände herumgelaufen und haben dann auch tatsächlich den „hinter“ dem Krankenhaus gelegenen Friedhof, umgeben von einer hohen Mauer und gut erkennbar am markanten Glockenturm, gefunden. Das stählerne Eingangstor war jedoch fest verriegelt. Als fragte ich gestenreich einen im Innenhof des Krankenhauses sitzenden älteren Araber, wie man in den Friedhof gelange. Er verwies mich in ein am Rand des Hinterhofes gelegenes Verwaltungsgebäude, wo man mir auch freundlichst und ohne Umstände den Schlüssel aushändigte. Der Besuch des Friedhofes war sehr beeindruckend und ich möchte ihn jedem historisch interessierten Nazareth-Besucher empfehlen. Die diesem Bericht beigefügten Bilder mögen einen ersten Eindruck vermitteln.

Der Deutsche Soldatenfriedhof Nazareth wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut und ich möchte auch diesen Artikel, so wie jede andere Gelegenheit bei meinen Exkursionen, dazu nutzen, zur Unterstützung des Volksbundes durch Spenden und durch eine Mitgliedschaft aufzurufen.

Homburg, im August 2019

Dr. Hagen Reichert

Pressesprecher und Leiter der Fachgruppe Westufer

Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Ein besonderer deutscher Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges