Die Schlacht um Verdun

Tod eines Krankenträgers
von Timo Gälzer

„In Verdun haben die Verwundeten am meisten gelitten und zusammen mit ihnen die Krankenträger, welche sie transportierten. Einige der Träger tragen sie von der Front bis zu unserem Posten (1 ½ Kilometer), andere nehmen sie mit um sie nach Fleury zu bringen, und nachdem sie dort angekommen sind, haben die Verwundeten noch einen Weg von zwei Kilometern mit einer Trage vor sich. Stellt euch einen solchen Weg unter Granatbeschuss vor, durch eine Landschaft voll Granatlöcher, Baumstämmen und zerstörtem Drahtverhau, durch tiefen Schlamm und in bestimmten Bereichen durch Lehm. Die Krankenträger sinken bis zur Taille ein und sind gezwungen um Hilfe zu rufen und sich aus der Klemme zur befreien…..“
Brief eines Soldaten des 4. Frz. Infanterie-Regiments an seine Familie, November 1916….

Wir betrachten hier das Schicksal eines französischen Soldaten welcher kein bekanntes Grab hat um im Beinhaus von Douaumont auf einem Stein verwegigt ist.

Armand Antoine Detrus wurde am 14. September 1876 in Lyon geboren. Er diente im 110. Frz. Territorialregiment, 9. Kompanie. Das Regiment kam Mitte Mai 1916 in Verdun an und verliess das Schlachtfeld wieder Ende Juni in Richtung Argonnerwald.

Das Regiment war in Verdun untergebracht und hatte überwiegend Trägerdienste zu leisten, war jedoch auch als Eingreifreserve vorgesehen.

Am 22. Mai 1916 erlitt das Regiment Verlust in Höhe von insgesamt 70 Mann als es den französischen Versuch unterstützte, das Fort Douaumont zurückzuerobern. Ansonsten wurden Munition, Rationen nach vorne gebracht, Schanzarbeiten verrichtet sowie Verwundete zurückgebracht.

Armand Detrus war einer der Männer welche zu Trägerdiensten herangezogen wurden. Am 9. Juni 1916 war er im Bereich des Fort-Vaux-Sektors eingesetzt welches kurz zuvor von deutschen Truppen eingenommen worden war. In dieser Nacht wurden anscheinend Verwundete hinunter nach Eix bzw. Belrupt gebracht. Wie so viele anderer gerieten die Männer in einen Artillerie-Überfall und verschwanden in der Weite des Schlachtfeldes…

Armand erhielt posthum das Kriegskreuz (Croix de Guerre) mit der Bemerkung:
„Ein ausgezeichneter Soldat, der seit Oktober 1914 an der Front diente. Er zeigte immer viel Mut und Hingabe. Er starb glorreich auf dem Schlachtfeld bei Verdun, während er in der Nacht vom 09. Juni dabei half, Verwundete zu evakuieren…“

Als die Deutschen in den letzten Mai-Tagen von Douaumont nach Süden drängten, wurden die Männer des 110. Nach vorne geschickt um beim Bau von Stellungen in und um Fort Souville zu helfen. Die Verluste des Regiments waren relativ gering, aber konstant. Jede Nacht starben zwischen 10 und 20 Mann oder wurden auf dem Weg durch die Täler verwundet.

Die deutsche Artillerie forderte viele Opfer, wie ein frz. Arzt schrieb:
„Die blutigen Verbände fallen auf den Boden, wir haben keine Zeit sie wegzuschaffen. Sie bilden einen knöchelhohen Teppich…. Ein Artillerist wird hereingebracht, er ist in einem schrecklichen Zustand. Seine Wunden sind schrecklich, er hat viel geblutet, sein Gesicht ist weißer Marmor. Beide Beine sind zertrümmert, sie hängen nur an ein paar Fleisch- und Sehnensträngen. Während er eine Morphiuminjektion erhält, untersucht ihn ein Arzt. Die zersplitterten Knochen kleben in alle Richtungen, die Wunde ist voller Fleischfetzen, zusammen mit Resten seiner Hose und Unterwäsche. Vorsichtig versuchen wir die Wunden zu verbinden. Dies bedeutet, das Bein zu bewegen, wodurch eine Blutfontäne herausschießt und den Mann durchnässt. Der arme Mann stöhnt leise und stirbt, es passiert so schnell, dass wir nicht darauf vorbereitet sind, wir bemerken es fast nicht…..

Neues Geschrei am Eingang, diesmal ein verwundeter Mann mit dem Körper voller Einschusslöcher, die alle stark bluten. Er wird schnell verbunden und bekommt eine Morphiuminjektion. Er wird mit Äther in tiefen Schlaf geschickt….dann wird er hinaus getragen.